Die Probleme im Unternehmertum

 

Letztens habe ich einen Podcast über

 

die größten Fehler im Unternehmertum

 

gehört. Schon beim Hören dieses Podcasts überlegte ich mir, was wohl ich als meine größten Fehler bezeichnen würde, die es würdig sind, Ihnen liebe Leser, mitzuteilen.

 

Im Zuge des Hörens dieses Podcasts und auch danach sind mir aber keine wirklich prägnanten Fehler eingefallen. Und das, obwohl ich in über 20 Jahren Unternehmertum ganz bestimmt Hunderte, wenn nicht Tausende Fehler gemacht habe. Nun habe ich mich mit dieser Frage beschäftigt und mir überlegt, warum mir keine Fehler einfallen, die ich für würdig empfinde, Ihnen mitzuteilen. Die Lösung dafür liegt im Zeitverlauf.

 

Akuter Fehler

Es gibt Fehler, die gerade erst stattfinden und die sofort korrigiert werden können. Das heißt, bevor das eigentliche Ergebnis der Fehlentscheidung eintrat, konnte man die Entscheidung revidieren und die Maßnahme wurde dann nicht einmal ausgeführt. Solche Fehler sind uns tagtäglich geläufig, passieren und werden auch kompensiert.

 

Vergangene "Fehler"

Wirkliche Fehler oder Probleme entstehen ja erst, wenn sich in der Vergangenheit getroffene Entscheidungen im Nachhinein als nicht richtig herausstellen. Das heißt, nur vergangene Entscheidungen könn(t)en auch Fehlentscheidungen sein.

 

Und damit nun habe ich offensichtlich meinen Definitionsspielraum erreicht: 

 

Für mich sind Entscheidungen der Vergangenheit, die zu diesem Zeitpunkt richtig waren, auch im Rückblick keine Fehler. Zu dem Zeitpunkt, als ich eine Entscheidung getroffen habe, war es die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.

 

Ich habe ja nicht bewusst eine Fehlentscheidung getroffen. Zu dem Zeitpunkt habe ich

 

• mein ganzes Wissen,

• meine Erfahrung,

• meine Kenntnisse, die

• Berücksichtigung des Umfeldes und

• alles, was mir zur Verfügung stand

 

genutzt, um die beste Entscheidung zu treffen.

 

Zu diesem Zeitpunkt gab es keine bessere Entscheidung, sonst hätte ich ja eine andere Entscheidung getroffen.

 

Wenn sich nun nach einer gewissen Zeit herausstellt, dass diese beste Entscheidung doch nicht die beste Entscheidung war, ist es ja zu dem Zeitpunkt trotzdem kein Fehler gewesen.

 

Und darum blicke ich nicht mit Wehmut zurück auf vergangene Entscheidungen und überlege mir nicht, was ich hätte besser machen können.

 

Die Entscheidungen, die ich in der Vergangenheit traf, waren die besten Entscheidungen, die ich treffen konnte. Natürlich habe ich aus Entscheidungen, die sich im Nachhinein als nicht richtig herausgestellt haben, gelernt. Sie sind in meinen Erfahrungsschatz eingeflossen, sie haben mein Wissensrepertoire erweitert und meine Erfahrungen verbessert. Bei zukünftigen gleichen Aktivitäten konnte ich dann mit mehr Wissen bessere Entscheidungen treffen. Und trotzdem, zum Zeitpunkt des Treffens einer Entscheidung ist und war diese Entscheidung nicht falsch.

 

Im Zuge dieser Überlegungen habe ich mir ein paar Gedanken gemacht über die Struktur von Entscheidungen in der Vergangenheit:

 

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Ja/Nein

Da gibt es zunächst die Entscheidungen liebe Unternehmerinnen, liebe Unternehmer, die Sie tagtäglich auf Ihren Schreibtisch bekommen. Immer ist irgendetwas zu entscheiden und Sie entscheiden ja oder sie entscheiden nein, Sie entscheiden machen oder Sie entscheiden lassen und ab und zu mal vertagen Sie auch eine Entscheidung, was ja auch wiederum eine Entscheidung ist. Und bei diesen Entscheidungen können Sie vielleicht einmal eine getroffen haben, die sich im Nachhinein als falsch herausstellte.

 

Unterlassungen

Es gibt aber auch noch eine andere Kategorie von Entscheidungen, nämlich Unterlassungen. So können Sie beispielsweise

 

• eine Chance übersehen haben oder

• ein Risiko nicht erkannt haben.

 

Auch diese Unterlassungen können im Nachhinein vielleicht als Fehler interpretiert werden. Aber auch hier sehe ich nicht einen Fehler vorliegen.

 

Menschen haben ja nur eine begrenzte Aufmerksamkeitsschwelle, einen begrenzten Fokus. Und wenn Sie zu dem Zeitpunkt ihren Fokus an eine andere Stelle gerichtet haben, dann war es ja zu diesem Zeitpunkt auch richtig so, sonst hätten Sie den Fokus an eine andere Stelle gesetzt.

 

Da Sie den Fokus an einer Stelle hatten und an einer anderen Stelle vielleicht ein Risiko übersehen haben oder eine Chance nicht entdeckt haben, ist es im Nachhinein trotzdem kein Fehler. Aus gutem Grunde hatten Sie ja in der Vergangenheit Ihren Fokus damals genau dort, wo Sie ihn eben hatten.

 

Sie sehen, zusammenfassend sind weder Entscheidungen noch Unterlassungen der Vergangenheit für mich Fehler. Und genau mit dieser Sichtweise kann ich sehr gut und entspannt durchs Leben gehen. Es gibt mir den Vorteil, dass ich keinen alten Entscheidungen „nachhänge“, dass ich ihnen nicht nachtrauere und dass ich mir nicht die ganze Zeit überlege, was wäre wenn.

 

Vielmehr nutze ich die Zeit, die mir zur Verfügung steht für die Entscheidungen, die ich jetzt und heute treffen muss und die für die Zukunft wichtig sind. Hier habe ich Gestaltungsmöglichkeiten, hier kann ich was beeinflussen, hier kann ich was unternehmen. Das Trauern um Entscheidungen der Vergangenheit bringt nichts mehr, es lässt sich nicht mehr rückgängig machen.

 

Aber die neuen Entscheidungen, die Sie heute und jetzt treffen, die können besser und kluger sein, wenn Sie sich genug Zeit nehmen und Ihren Verstand und Ihr Gefühl einsetzen, um die beste Entscheidung treffen zu können, die Sie heute treffen können.

 

Beim Treffen der richtigen Entscheidungen wünsche ich Ihnen viel Erfolg,

 

unternehmen Sie was,

Ihr Heiko Rössel.